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Lebensphase zwischen 60 und 70…

Nach der Pension konnte ich in Freiheit meine Tätigkeiten auswählen. Ich habe mich für das ehrenamtliche Engagement entschieden, im Museum und auch bei Innovage, einem Netzwerk von pensionierten Führungskräften, die Organisationen und auch Private bei ihren Projekten beraten.

Diese Aufgaben haben mich sehr erfüllt und fielen mir auch leicht. Ich war noch Teil der Arbeitswelt, wurde gefordert und respektiert. Ich war gesund, hatte erfüllende Beziehungen und nahm am gesellschaftlichen Leben teil. Auch Zeit für die Enkelkinder blieb genügend, ich konnte mit-erleben und staunen wie sie sich von klein auf entwickeln, wachsen und werden.

Neben all dem Schönen und Bereichernden, gehört auch eine gewisse Wehmut und Trauer zu dieser Lebensphase. Es heisst Abschied nehmen von lieben Menschen, auch Jüngeren als ich selbst, annehmen der Krank-heit des eigenen Kindes, das noch mitten im Leben steht. Die Sozial-kontakte nehmen ab, vielleicht auch die Kräfte, die eigenen oder die des Partners. Was macht dies mit mir? Wie gehe ich damit um?

Für mich ist wichtig, in dieser schwierigen Zeit mit der desolaten Welt-lage, dem Krieg in der Ukraine, den Umweltproblemen und im Bewusst-sein der eigenen Endlichkeit nicht zu verzweifeln und zu resignieren. Ich habe täglich Gelegenheit, mich am Schönen und Guten, auch am Un-spektakulären zu erfreuen! Ich bin zuversichtlich, dass die Jungen mit Kreativität, Elan und im Team Lösungen finden für die Herausforderungen unserer Zeit. Ich wünsche mir, dass sie besser als wir lernen, mit Kon-flikten um zu gehen. Ich diskutiere gerne ich mit jungen Menschen und interessiere mich für ihre Anliegen. Und ich bin dankbar, dass ich auch mit siebzig noch neues lernen kann, zum Beispiel romanisch und so geistig beweglich bleibe. Ich geniesse die Natur auf Spaziergängen am Sempachersee und im Unterengadin, entdecke dabei viel Schönes und halte es in Bildern fest.

21.März
2023

Von Ruth Balmer