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Die Enkel, das Grosi und neu das Schoggi-Gipfeli

Der wöchentliche Gang zum Supermarkt fürs Zvieri-Ringli (Doughnut) und Schoggibrötli ist fester Bestandteil meiner Hütetage, um nicht zu sagen meine Daseinsberechtigung als Grosi in den Augen der schönsten, klügsten, aufgewecktesten Enkel aller Zeiten. «Grosi ich hab dich mega lieb», sagte kürzlich der Grosse zu mir, und damit ja keine falschen Ideen aufkommen, fügte er an «es ist so nett von dir, dass du uns immer Schoggibrötli und Ringli kaufst.»

Nun hat es aber an diesem einen Montag kein Schoggibrötli mehr. Der Grosse meint, dann wolle der Kleine sicher auch ein Ringli. Die Tatsache, dass das Schoggibrötli grösser ist als das Ringli und der Kleine somit länger dran hat, bleibt ein heikles Thema. Ich lasse den Kleinen aber selber auswählen und erkläre ihm, was zur Verfügung steht, unter anderem das Gipfeli mit Branchli. Dass das Branchli im Gipfeli integriert ist, erkläre ich nicht speziell, ein Fehler, wie sich zeigt. Der Grosse stupst mich an und meint «Grosi, ich glaube, er kann das nicht essen!» Ich verstehe das Problem nicht, dann merke ich, dass der Grosse einerseits gar nicht weiss, was ein Branchli ist und andererseits meint, der Kleine kriege jetzt zwei Sachen, also Gipfeli und Branchli. Ich kläre auf, der Kleine will dieses Gipfeli, der Grosse bleibt nach kurzer Überlegung doch beim Ringli. Ich lege noch ein paar Dinge für mich in den Korb, dann gehts an die Kasse, besser gesagt zum Self-Check-out, um den Verlockungen an der Kasse aus dem Weg zu gehen. Der Grosse weiss mittlerweile, wie’s geht, rennt voraus und tippt sein Ringli ein. Der Kleine hopst aus dem Wagen, heute will er auch und bevor ich es mich versehe, hat er den Scanner in der Hand. Den kennt er von seinem Verkäuferliladen zu Hause und er liebt es, wenn’s piepst. Und es piepst ein paar Mal, denn irgendwie hat er es geschafft, an den Einkaufskorb zu kommen. Ich versuche, die Situation unter Kontrolle zu bringen, was nicht ganz einfach ist mit dem Kinderwagen, dem Einkaufskorb, meiner Tasche auf dem Wagen und den beiden, die da vor dem Bildschirm kleben. Ich schaffe es, über ihre Köpfe das Gipfeli einzutippen, dann schnellt eine kleine Hand vor und drückt auf «bezahlen». Eigentlich wollte ich prüfen, was alles eingescannt worden war, aber der Bildschirm erklärt mir, ich sei für eine Stichprobe ausgewählt worden. Ausgerechnet jetzt! Eine Angestellte kommt, will den Inhalt meiner Tasche prüfen, aber da ist gar nichts drin. Sie zeigt auf den Einkaufskorb. «Und das?», fragt sie. «Das» sind meine Einkäufe, die der Kleine wohl eingescannt und danach wieder in den Einkaufskorb gelegt hat, anders lässt sich das Piepsen nicht erklären und so macht er es ja auch zu Hause mit dem Verkäuferliladen. Vorsichtshalber annullieren wir alles und fangen nochmal von vorne an. Ich muss kurz durchatmen, bevor wir den Supermarkt verlassen. Gipfeli und Ringli habe ich im Säckli auf das Verdeck des Kinderwagens gelegt, damit sie in der Einkaufstasche, die der Grosse unbedingt tragen will, keinen Schaden nehmen. Nach ein paar Schritten will der Kleine wieder in den Wagen. Mit viel Elan schiebt er das Verdeck bis an den Anschlag zurück, Gipfeli und Ringli verschwinden zwischen den Falten. 

Übrigens, der Kleine ist wieder zu seinem Schoggibrötli übergegangen, der Grosse isst seither aber nur noch Gipfeli mit Branchli, und dies mit einem Löffel! Er kratzt die Schokolade fein säuberlich raus, bis nur noch die geputzte Gipfeli-Hülle übrigbleibt, die er dann zuletzt in kleinen Fetzen isst. So löst sich ein Problem: Jetzt braucht er nämlich ungefähr gleichviel viel Zeit wie der Kleine mit dem Schoggibrötli. 

12.März
2025

Von Gabi Bucher