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Gansabhauet 2020 – einmal anders…

Gansabhauet in voller Aktion

2019 schlug mit Aline Theiler zum ersten Mal eine junge Frau eine Gans herunter und das Publikum reagierte mit grosser Begeisterung und langem Jubel auf den erfolgreichen Schlag.

Doch dies war vor einem Jahr, als wir alle uns noch nicht vorstellen konnten, dass ein Virus unser Leben verändert und das kulturelle Leben lahmlegt und dass auch die Gansabhauet 2020 abgesagt wird!

Am 11.11. 2020 fand die Gansabhauet einmal anders statt.

50 angemeldete kulturinteressierte Gäste fanden sich in der Tuchlaube des Rathauses ein zur Lesung aus dem Kriminalroman «Gansabhauet» durch den Autor Peter Weingartner. Die Lesung wurde durch die Buchhandlung Untertor organisiert. Mit Maskenpflicht, dies versteht sich und dem notwendigen Abstand zwischen den Paaren und Einzelpersonen!

Von Samuel Budmiger wurden wir herzlich willkommen geheissen. Danach hielt der Stadtarchivar Michael Blatter seine humorvolle und informative Gansabhauet Ansprache, die er jeweils am 11.11. am offiziellen Gansessen in der Tuchlaube den Gästen des Stadtrates und der Zunft Heini von Uri vorträgt. In meiner Zeit als Stadträtin von 2000 – 2012 durfte ich jeweils aus nächster Nähe am Schauspiel der Gansabhauet teilnehmen und das anschliessende Gansessen im historischen Ambiente des Rathauses geniessen!

Der Ursprung der Gansabhauet liegt im Dunkeln.

Der Anlass könnte jedoch auf die mittelalterlichen Zehntenabgaben zurück gehen. Da in Sursee gleich drei Klöster ihren Verwaltungssitz hatten mit dem Sankturbanhof, dem Einsiedler- und Murihof, war Sursee auch ein wichtiges Zentrum für diese Abgaben. Es liegt nahe, dass die Verwalter der Klöster und die Obrigkeit als Dank für die Zehntenabgabe ein Fest für die Bevölkerung organisierten. Michael Blatter erklärte auch, dass eine Gans damals ein sehr wertvolles Federvieh war und dass Bräuche am Martinstag früher in ganz Europa verbreitet waren.

Zudem ist der 11. November dem heiligen Martin von Tours (316 – 397)gewidmet, einem Soldaten, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Gemäss der Legende wollte der bescheidene und asketische Martin von Tours verhindern, dass er zum Bischof geweiht werde und versteckte sich in einem Gänsestall, wurde aber von den schnatternden Tieren verraten und Martin musste das Bischofsamt annehmen.

Doch nun zur Lesung aus dem neuen Kriminalroman «Gansabhauet» von Peter Weingartner!

Trommelwirbel der Tambouren Sempachersee versetzen uns sofort in Gansabhauet Stimmung.
Peter Weingartner liest uns zwei Kapitel vor, das erste, dessen Handlung am Tag der Gansabhauet beginnt, mit dem Mord des Stadtmetzgers in der darauffolgenden Nacht.

Und immer wieder unterstreichen Trommelwirbel die Dramatik des Geschehens.

Im Kapitel sieben trifft dann der Ermittler Anselm Anderhub vor der Stiftskirche in Beromünster den Chorherrn Markus Odermatt, den ehemaligen Stadtpfarrer von Sursee, der Wichtiges zur Aufklärung der Morde beitragen könnte, der sich jedoch vorerst an das Beichtgeheimnis gebunden fühlt.
Schliesslich gelingt es dem eigenwilligen Anselm Anderhub, den Täter zu fassen.

Ein lustvolles Lesevergnügen für alle Krimiliebhaberinnen und Liebhaber!

Gefallen haben mir die Einbettung der Geschichte ins Städtchen Sursee und ins Stift Beromünster wie auch die philosophischen Gedankengänge des Autors. Gerne werde ich nächstens der Waldkathedrale Beromünster wiederum einen Besuch abstatten.

Und ich freue mich, wenn ich, zusammen mit Ihnen allen, an unserem reichen Kulturleben wieder teilnehmen kann!

08.Dezember
2020

Von Ruth Balmer-Marti