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Sichere Wege im Alter – und Sitzbänke

Kiesweg im Grünen

Da fehlen Sitzgelegenheiten, dort abgeschrägte Trottoirrandsteine. Pro Senectute hat ein Auge darauf. Betagte Menschen vor Ort wissen am besten, woran es mangelt. Im Rahmen des Projekts «Alter(n) bewegt – Regionales Altersleitbild Sursee» hat beispielsweise Nottwil in Dorfrundgängen mit Betroffenen Verbesserungspotenzial aufgespürt. Erste Verbesserungen sind realisiert.

Annemarie Morf-Häberlin weiss aus ihrer Tätigkeit als regelmässige Begleiterin eines Tetraplegikers, wo in Nottwil die Hürden für Menschen im Rollstuhl sind. «So hat mich Gemeinderätin Renée Sigrist gefragt, ob ich mich der Sache annehmen würde», sagt Annemarie Morf. Nun bildet sie, zusammen mit Robert Dal Pian, die Gemeindevertretung im Pro-Senectute-Projekt.

Wohnen zu Hause unterstützen
«Es geht darum, das Wohnen zu Hause zu unterstützen», sagt sie.Konkret: Die Einkaufsläden, Ärzte, Coiffeur, Restaurants, Entsorgungsstellen, aber auch Bushaltestellen und der Bahnhof, sollten auch von Menschen sicher erreicht werden können, die nicht mehr so gut zu Fuss unterwegs sind. Es gibt auch Stolpersteine im übertragenen Sinne. Und es sind die Betroffenen, die sie kennen. Die erschrecken, wenn sie unerwartet ein Radfahrer überholt, weil Fuss- und Radweg nicht getrennt sind.
«Vor den beiden Dorfrundgängen machten wir einen Probelauf mit zwei Personen aus dem Alterszentrum», sagt Annemarie Morf. Eine benutzte einen Stock, die andere einen Rollator. Was kam heraus? «Banale Sachen», sagt Annemarie Morf. Auf dem Weg rund ums SPZ fehlen Bänkli. Nach dem Regen wird eine Naturstrasse glitschig. Schmale Trampelpfade mit Gras an den Rändern und in der Mitte sind für den Rollator nur schwer passierbar.

Buswartehäuschen
Vor einem Jahr – im Oktober 2017 – fanden zwei Dorfrundgänge statt, einmal mit acht, einmal mit sieben Teilnehmenden. Robert Dal Pian hielt die heiklen Stellen und Situationen fotografisch fest. Mit dabei war auch ein Mann im Elektro-Rollstuhl. «Die Verengungen beim Fuss- und Radweg, leicht abschüssig, waren für ihn nur mit mehrmaligem Manövrieren zu überwinden», weiss Annemarie Morf. Weitere Themen, die aufgenommen wurden: zusätzliche Fussgängerstreifen und Trottoirs, Geschwindigkeitsbegrenzungen, ein offenes WC am Bahnhof, bessere Verkehrsleitung für Fussgänger. Der Bericht ist auf der Website der Gemeinde unter «Alter(n) bewegt» abrufbar.

Wünsche kann man immer haben. Wie aber steht es mit der Realisierung von Verbesserungen? Unterschiedliche Zuständigkeiten machen die Sache nicht einfacher, vor allem, wenn auch Privateigentümer betroffen sind, wie beim Wunsch nach überdachten Bushäuschen mit Sitzbank. Und der Kanton redet mit, wenn‘s um Veränderungen an der Kantonsstrasse geht. Dennoch: «Zwei Buswartehäuschen werden vorgezogen, eines an der Bühlstrasse und eines an der Kantonsstrasse beim Alterszentrum», sagt der für das Bauwesen zuständige Gemeinderat Marcel Morf.

Manches geht schnell
Manchmal braucht es Geduld: Die Behebung des Absenkungen beim Vorplatz des Gemeindezentrums ist budgetiert; der Entscheid liegt bei der Gemeindeversammlung. Anderes kann schnell und unbürokratisch erledigt werden. Bereits aufgestellt wurden sieben Bänkli, drei davon beim Friedhof. Der Treppenabgang zum Friedhof erhielt im Oktober Handläufe. Dazu wurde auch ein Teilstück eines Fusswegs – vorher Kies – asphaltiert. Schnell gings beim Eybachweg: Eine kleine beidseitige Erweiterung der Asphaltierung beim verengten Durchlass ermöglicht nun Rollstuhlfahrern ein Ausholen, das die Durchfahrt erleichtert. Und, unabhängig von diesem Projekt: Der Friedhof ist nach der Sanierung jetzt rollstuhlgängig.

Für Personen Im Rollstuhl ist es im Moment noch nicht möglich, Papier selber zu entsorgen, da man dazu eine Treppe besteigen muss. Es sei denn, die Fronten sind offen, wenn noch wenig Material im Container ist. Gemeinderätin Renée Sigrist verweist darauf, dass das Entsorgungswesen «mittelfristig grundlegend – konzeptionell und hinsichtlich Standort überprüft» werde. Sie ist zuversichtlich, dass dann solche Hindernisse ebenfalls «Geschichte» würden.



21.November
2018

Von Peter Weingartner